Bundes-Fachschafts-Tagung der Zahnmedizinstudenten – Party oder Politik?
03 | 03 | 2014
TEXT Ingmar Dobberstein
Seit der letzten un-plaqued ist einige Zeit vergangen. Und mit ihr auch einige BuFaTas. In den letzten zwei Jahren hat es uns im wahrsten Sinne des Wortes mehrfach quer durch Deutschland getrieben, stetig auf der Suche nach Kommunikation, beispielhaften Hochschulen und schönen Frauen (und Männern?!).
Kiel, Bonn, Tübingen und Greifswald waren die letzten Ziele unserer mindestens zehn Studenten umfassenden Berliner Fachschaft. Und das ist auch gut so, denn, abgesehen von Berlin als „noch“ größtem deutschem Ausbildungsstandort in der Zahnmedizin, empfinden wir die BuFaTa jedes Mal als absolutes Muss, angenehmen Ausgleich zum Studienalltag und garantierten Spaßfaktor.
Im Laufe der Jahre haben die Organisatoren es immer wieder geschafft, vorhergehende Tagungen zu toppen und aus dem anfänglich kleinen Studententreffen einen fest etablierten Kongress in der Studentenlandschaft zu gestalten. In der Bilanz wurde meistens ganz toll für die verschiedenen Fachschaften gesorgt. Da hat man dicke Begrüßungspakete mit elektrischen Zahnbürsten, Informationsmaterial und einer speziellen BuFaTazeitschrift erhalten, hörte gute Fachvorträge über die jeweiligen Schwerpunkte der Universität und genoss schlussendlich eine geniale große Abschlussparty.
Jede Stadt hat es geschafft, regionale Vorzüge und Besonderheiten gut hervorzuheben. In Kiel zum Beispiel gab es besonders gute Vorträge, gerahmt von wunderschönem Wetter und netten Stunden am Meer. In Bonn wurde uns eine frisch renovierte Zahnklinik auf dem neuesten Stand der Technik präsentiert und eine Riesenparty in der Bundeskunsthalle veranstaltet.
In Tübingen war für die meisten von uns die bisher am besten organisierte BuFaTa überhaupt. Von der Unterkunft über die Tagung bis hin zur Party ein voller Erfolg, bei dem außerdem deutlich wurde, wie stark dieser Erfolg von dem guten Zusammenarbeiten der Fachschaftsmitglieder abhängig ist. Und auch Greifswald hat, nach anfänglichen Schwierigkeiten, eine tolle Zusammenkunft mit hohem Spaßfaktor und netten Nikolaus-Geschenken organisiert.
Nach der zwölften BundesFachschaftsTagung frage ich mich allerdings immer häufiger, ob der einzelne Zahnmedizinstudent aufgrund des Spaßfaktors und der Geschenke zur BuFaTa fährt, oder ob es da noch andere Beweggründe gibt? Wofür war diese Tagung ursprünglich gedacht? Wenn es nur um Spaß oder die Fachvorträge und den ZAD ginge, wundert es mich, dass meist politische Themen wie die Neugestaltung der Studienordnung, die neue APO oder sogar die zukünftige Zahnmedizin an sich als Überschriften für die gesamte Tagung gewählt wurden.
Es ist nicht so, dass diese Themen nicht auch angesprochen würden, wenn zum Beispiel in der Aussprache der Fachschaften jedes Mal deutlich wird, wie viele Probleme an den verschiedenen Zahnkliniken herrschen und diese dann manchmal auch in eigenen Arbeitsgruppen diskutiert werden können. Aber was sind die Konsequenzen dieses Plenums und der Diskussionsgruppen? Und was für Konsequenzen könnte die BuFaTa überhaupt initiieren oder sogar durchsetzen?
Es gibt ein Organ der Fachschaften auf bundesweiter Ebene, den Bundesverband der Zahnmedizinstudenten (BDZM), der sich in den letzten Jahren oft mehr mit sich selbst als mit den Problemen der einzelnen Universitäten beschäftigen musste. Und das nicht ohne Grund, da seine Verantwortlichen auf jeder Tagung die gleichen Ansprachen und Motivationsreden führen müssen, die Jahr für Jahr auf´s Neue erklären sollen, wofür ein solcher Verband überhaupt existiert. Dabei sind wir als Fachschaftler die eigentlichen Verantwortlichen und der Verband nur unsere Stimme und ein gewisser Schutzmantel.
Zusätzlich habe ich oft den Eindruck, dass der einzelne Student während der Aussprache der Fachschaften weniger darüber nachdenkt, wie die genannten Probleme verändert werden können als vielmehr er die schlechteren Zustände an anderen Kliniken als Begründung dafür nimmt, seine eigenen Probleme wieder abzuwerten und ihnen erst recht keine Konsequenzen folgen zu lassen. Dabei könnte alles so einfach sein, denn wo sonst kann man sich so leicht Tipps, Anregungen und Unterstützung verschaffen wie auf einer BuFaTa? Noch dazu, wenn es einen arbeitswilligen Bundesverband gibt.
Nachtrag: In Greifswald ist in dieser Hinsicht seit langer Zeit etwas sehr Wegweisendes passiert – wir haben im Abschlussplenum über Konsequenzen diskutiert und nicht darauf geachtet, wie wir am schnellsten auf den Weihnachtsmarkt kommen. Es wurde Tacheles geredet und konstruktiv überlegt, wie wir die teilweise extrem veralteten und stark hierarchischen Zustände an Deutschlands Zahnkliniken beeinflussen können.
In Zusammenarbeit mit dem BDZM werden in Zukunft postbufatär wieder öffentliche Stellungnahmen in der einschlägigen Fachpresse publiziert werden, die beschreiben, wie der zahnmedizinische Nachwuchs seine Ausbildung und berufliche Zukunft mitgestalten möchte.
Und dabei sind wir nicht allein – denn gerade auf einer solchen Tagung wird bewusst, dass wir Studenten schon durch die Organisation und den Aufbau des Studiums allein in das gleiche Boot und den gleichen Problemkreis gesteckt werden. Aber auch auf der Oberarztebene finden sich immer wieder einige vernünftige Menschen, die wissen, dass Ausbildung effektiver ist, wenn problemorientiert, flexibel und in Zusammenarbeit mit der Zielgruppe unterrichtet wird.
Die BuFaTa wird also weiter ein Muss bleiben, weil sie ein einmaliges Forum für die Kommunikation interessierter und kritisch-konstruktiv denkender Menschen ist.
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